DAS UNBEKANNTE PLANEN
9. Juli 2025 · 8 Min. Lesezeit
Während ich mich auf meine 8½-monatige Reise rund um den Globus vorbereite – die am 23. Juli beginnt (mehr über meine Reise findest du unter Notizen) – blicke ich zurück auf die letzten fünf Monate. Monate voller Vorfreude, Aufregung und einem kribbelnden Gefühl von Abenteuerlust. Ich spüre eine überwältigende Freude und tiefe Dankbarkeit in meinem Herzen. Wie unglaublich schön ist es bitte, einfach losziehen zu dürfen?
Aber ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass sich alles nur leicht und unbeschwert anfühlt.
Gerade jetzt, in diesen letzten Wochen vor dem Aufbruch, schleicht sich ab und zu der Zweifel ein: Habe ich an alles gedacht? Ist wirklich alles organisiert, was nötig ist? Was, wenn ich etwas Wichtiges übersehen habe?
Und dann sind da noch die grösseren Fragen: Wird sich meine Vision – meine Arbeit als Empowerment- & Selfliebe-Coach in die Welt zu tragen – wirklich so entfalten, wie ich es mir wünsche? Werde ich die Menschen treffen, die bereit sind für Transformation? Die das suchen, was ich anzubieten habe?
Trotz aller Unsicherheiten vertraue ich! Ich vertraue darauf, dass sich die Dinge fügen. Dass das Universum mich führt, schützt – und ja, auch herausfordert. Denn wenn ich eines gelernt habe, dann ist es das hier:
Hand aufs Herz: Das Unbekannte zu planen fühlt sich ein bisschen so an, wie eine Überraschungsparty für mich selbst organisieren zu wollen.
Seit Tag eins schreibe ich Listen ohne Ende. Ich habe stundenlang das Internet durchforstet, um Infos zum Nomadenleben für Schweizer*innen zu finden – nur um festzustellen, wie wenig es dazu gibt. Tja, vielleicht sind wir global doch nicht ganz so fortschrittlich, wie wir gern glauben.
Zum Glück habe ich eine wundervolle Freundin (auch Schweizerin), die seit ein paar Jahren selbst als Nomadin lebt. Sie wurde zu meiner absoluten Ansprechperson. Sie empfahl mir Reise- und Krankenversicherungen, gab mir Tipps zu Telekommunikation, Bankkonten und Geldtransfers. Ehrlich: Ich weiss nicht, was ich ohne ihre wertvollen Hinweise getan hätte. An dieser Stelle: ein riesengrosses DANKE – du weißt, dass du gemeint bist.
Am Anfang hatte ich überhaupt keine Ahnung, wie lange diese Reise dauern würde. Ich habe einfach mal gebrainstormt, wohin ich überhaupt will – und überlegt, wer mich vielleicht unterwegs beherbergen könnte. Dann habe ich eine grobe Route erstellt… die sich natürlich immer wieder verändert hat. Und immer noch tut. Ich habe versucht, die Wettersaisons zu berücksichtigen. Und klar: ein paar traumhafte Tauchspots mussten natürlich auch mit rein.
Da mein Geburtstag Ende Juli ist, war für mich klar: Den will ich irgendwo exotisch feiern. Also begann ich, die erste Etappe zu buchen – Flüge, Transfers, Unterkünfte. Es geht los mit Indonesien und Singapur, wo ich fast zwei Monate verbringen werde.
Am Anfang fühlte sich alles unglaublich aufregend an. Dann … kam die Reizüberflutung. Plötzlich war ich überfordert. Die „Was wäre wenns“ schlichen sich ein: Was, wenn ich etwas Wichtiges vergesse? Was, wenn etwas schiefläuft? Was, wenn alles nur eine Illusion ist – und ich am Ende schlechter dastehe als vorher?
Aber ich habe schnell gemerkt: Es ist schlicht unmöglich, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Also traf ich eine Entscheidung: Ich organisiere nur den ersten Teil der Reise. Ich habe eine grobe Idee, wohin es mich danach ziehen könnte – und vertraue darauf, dass sich alles so entfaltet, wie es soll.
Manchmal ist das ein emotionaler Balanceakt – besonders für jemanden, der so gern plant wie ich. Es ist irgendwie mein Markenzeichen. Planung gibt mir Stabilität. Vor allem, wenn der sprichwörtliche Sturm losbricht. Aber tief in mir weiss ich: Auf die Dinge, die mich am meisten verändern werden, kann ich mich nicht vorbereiten.
Und genau das ist gleichzeitig beängstigend … und unglaublich befreiend.
Wenn wir krampfhaft an Kontrolle festhalten, blockieren wir oft genau die Magie, nach der wir uns sehnen. Ich habe erkannt: Diese Reise zu planen bedeutet nicht, jeden Schritt vorauszusehen. Es geht vielmehr darum, genug Struktur zu schaffen, damit sich das Unbekannte entfalten kann.
«Es ist der Tanz zwischen Vertrauen und Handlung. Zwischen „Ich hab das im Griff“ und „Ich hab keine Ahnung, was kommt – aber ich bin dabei.„»
Und ganz ehrlich? Genau da wird das Leben richtig spannend.
Dem Innehalten vertrauen: Warum ein Schritt zurück dich oft weiterbringt
Ich habe gelernt, dem Unbekannten zu vertrauen – auf die harte Tour.
Im Frühling 2015 traf ich eine mutige Entscheidung: alles hinter mir lassen, mein Haus in der Schweiz verkaufen und nach London ziehen. Ich dachte, ich hätte alles durchdacht. (Dachte ich.)
Im Oktober packte ich zwei grosse Koffer, buchte einen Flug und erzählte meinen Freunden, dass ich nach London komme, um dort einen Job zu suchen und passende Stadtteile zum Wohnen zu erkunden. Gesagt, getan.
Doch als ich ankam, holte mich die Realität ein.
Zuerst erfuhr ich – völlig unvorbereitet –, dass der Besitz einer Immobilie in der Schweiz ein Doppelbesteuerungsproblem auslöst. Niemand hatte mich davor gewarnt, und ich hatte nicht die geringste Ahnung. Dann war da noch die Energie im Zuhause bei meinen Freunden. Sie war schwer und angespannt. Es hatte zwar nichts mit mir persönlich zu tun, aber ich fühlte mich trotzdem unerwünscht.Mir wurde schnell klar: Ich bin auf mich allein gestellt.
Diese Erkenntnis – kombiniert mit dem Druck dieser grossen Lebensveränderung – führte zu einem emotionalen Zusammenbruch. Ich begann, alles zu hinterfragen. War das ein riesiger Fehler? Was zur Hölle tue ich hier eigentlich?
Und als wäre das nicht genug: Mein Haus war immer noch nicht verkauft. Kein Käufer, kein fixer Zeitplan, kein fester Boden unter den Füßen. Also trat ich auf die Bremse.
Ich machte einen Schritt zurück und traf eine neue Entscheidung: Erst das Haus verkaufen. Dann weitersehen.
Es hat ein paar Monate gedauert, aber schliesslich fand ich einen Käufer – und der Verkauf ging rasch über die Bühne. Und zu diesem Zeitpunkt wurde mir etwas Tieferes klar: Es war einfach noch nicht an der Zeit, so einen grossen Sprung zu wagen.
Also wechselte ich die Richtung. Ich begann, nach einem neuen Zuhause zu suchen – immer noch in der Schweiz – und baute mir schliesslich ein ganz neues Leben an einem neuen Ort auf.
Dann, im Jahr 2020, kam der Brexit. Plötzlich überkam mich eine Welle der Erleichterung. Ich war so froh, dass ich den Umzug nach London nicht erzwungen hatte.
Hätte ich damals kopflos durchgezogen, wäre ich direkt in ein stressiges Ungewisses gestolpert. Stattdessen habe ich der Pause vertraut.Und diese Pause hat mich gerettet.
Wenn ich heute zurückblicke, bin ich unglaublich dankbar, dass ich nichts erzwungen habe, was noch nicht reif war. Die Zeichen waren da – ich musste nur lernen, ihnen zuzuhören.
Hattest du schon mal so einen Moment?
Ein Moment, in dem der Plan zerbricht und du denkst, du bist gescheitert … Nur um später zu erkennen, dass der Umweg eigentlich dein Schutz war?
Möglicherweise bist du gerade genau in dieser Situation. Vielleicht fühlt sich das Leben gerade unsicher, pausiert oder chaotisch an — und ein Teil von dir will einfach nur weitermachen, durchpowern. Aber was, wenn die Pause gar nicht das Problem ist? Was, wenn sie genau der Raum ist, in dem dich die Klarheit findet?
So oft, wenn wir mit etwas in unserem Leben unzufrieden sind, ist unser Instinkt: Weg damit. Schnell. Wir wollen dem Unbehagen entfliehen, den Schmerz betäuben, die Situation verändern — alles, nur um dieses Gefühl nicht zu spüren.
Aber vielleicht ist genau dieses Unbehagen die Tür. Möglicherweise ist es nicht da, um uns zu quälen, sondern um uns zu lehren. Um uns einzuladen, nach innen zu schauen. Still und ehrlich zu sitzen — mit dem, was wirklich unter der Oberfläche passiert.
Denn hier ist die Wahrheit: Weglaufen funktioniert selten. Die alten Muster finden einen Weg, sich an neuen Orten einzuschleichen. Erst wenn wir innehalten, durchatmen und radikal klar werden – darüber, was wir wirklich wollen, und nicht nur, was wir vermeiden wollen – wird echte Veränderung möglich.
Und wenn wir aus dieser geerdeten Klarheit heraus wählen? Selbst wenn der nächste Schritt nicht perfekt ist, können wir ihn mit innerem Frieden gehen. Weil es kein hastiger Fluchtversuch war. Sondern eine bewusste Entscheidung.
Tools, die dich dabei unterstützen, dem Unbekannten zu vertrauen
Wenn sich das Leben unsicher anfühlt — oder ich merke, wie ich versuche, Klarheit erzwingen — kehre ich immer wieder zu ein paar einfachen, aber kraftvollen Übungen zurück:
- Mindful Breathing
Eine Hand auf meinem Herzen, eine auf meinem Bauch. Augen geschlossen. Ein paar tiefe Atemzüge, um mich daran zu erinnern: Ich bin behütet. Ich bin geerdet. Ich muss nicht jetzt schon alle Antworten kennen. - Journaling-Impulse, die ich liebe
- Was ist gerade wirklich wahr?
- Wo lädt mich das Leben vielleicht ein, innezuhalten oder die Richtung zu ändern?
- Was würde das Vertrauen in diesem Moment tun?
- Verbindung mit Mutter Natur
Ob ein Spaziergang durch den Wald, am Wasser sitzen oder einfach den Wolken beim Ziehen zusehen — die Natur erinnert mich daran, dass sich alles im richtigen Tempo entfaltet. Kein Druck, kein Hetzen. Nur Zyklen, Fluss und tiefes Vertrauen. In der Natur erinnere ich mich: Ich bin Teil von etwas Gröss - Vertrauens-Anker
Ich rufe mir Momente ins Gedächtnis – wie mein Fast-Umzug nach London – in denen mich das Leben auf eine Weise umgelenkt hat, die ich nicht erwartet, aber tief gebraucht habe. - Mantra
“Ich renne nichts hinterher, ich richte mich aus. Was für mich bestimmt ist, findet mühelos zu mir.”
Das Geschenk des Nicht-Wissens
Das Unbekannte zu planen bedeutet nicht, alles im Voraus zu wissen. Es bedeutet, den Mut zu haben, loszugehen – auch ohne eine klare Landkarte. Es bedeutet zu wissen, dass Umwege kommen werden (und glaub mir, sie kommen) – nicht, um dich aus der Bahn zu werfen, sondern um dich auf einen Weg zu führen, der viel mehr mit deinem wahren Zweck im Einklang steht.
Es ist das Lernen, hinzuhören. Auf dein Bauchgefühl. Das Flüstern deiner inneren Stimme. Und auf die Pausen, die mehr Weisheit in sich tragen als jede To-do-Liste je könnte.
Es ist das Vertrauen darauf, dass sich nicht jede Tür auf Knopfdruck öffnet – und dass manchmal der kraftvollste Schritt darin besteht, zu warten.
Sanft zu werden. Zu atmen. Und neugierig zu bleiben.
Denn das Unbekannte zu planen heisst nicht, die Zukunft zu kontrollieren – sondern sie willkommen zu heissen. Es ist die wilde Kunst, gerade genug vorzubereiten, damit die Magie noch Raum hat, sich zu entfalten.
Und während ich am Rand dieses nächsten Abenteuers stehe – Herz offen, Koffer fast gepackt – nehme ich genau dieses Vertrauen mit.
Nicht weil ich weiss, was kommt. Sondern weil ich es nicht wissen muss.
Notizen:
LASS UNS IN VERBINDUNG BLEIBEN
E-Mail: barbara@empoweryourliving.com
Instagram: @empower.your.living
Linkedin